Bildergalerie Musizieren 50+

Previous slide
Next slide

Musizieren 50+

Es ist nie zu spät – Musizieren 50+

Der  Deutsche Musikrat veranstaltete in Kooperation mit dem Landesmusikrat Rheinland-Pfalz und der Kunstakademie Wiesbaden

vom 1.- 3. Juni 2007

den Kongress „Es ist nie zu spät – Musizieren 50+

Die demographische Entwicklung mit einem signifikanten Zuwachs bei der älteren Generation bietet Chancen und Risiken. Mit ausgesuchten Experten wurde auf diesem Kongress erstmals die Auswirkungen und Konsequenzen des Demographiewandels für unsere Musikkultur erörtert.

Ziel war es, mit diesem Kongress die Kreativpotentiale der älteren Menschen und die daraus folgenden Chancen für unsere Gesellschaft bewusster zu machen und Rahmenbedingungen für den politischen Entscheidungsprozess zu formulieren, die insgesamt zu einer Verbesserung barrierefreien Musizierens auch der älteren Generation führen soll. Einen Schwerpunkt bildete das generationenübergreifende Musizieren.

Panelteilnehmer und Moderatoren:

Prof. Dr. Eckart Altenmüller, Prof. Dr. Hans Bäßler, Michael Blume, Prof. Kapt. Ernst Folz, Prof. Hans Gebhard,  Prof. Dr. Thomas Grosse, Heidrun Harms, Prof. Dr. Theo Hartogh, Prof. Asmus Hintz, Prof. Birgit Jank, Prof. Ernst-Ulrich von Kameke, GMD Prof. Siegfried Köhler, Insuk Lee, Prof. Barbara Metzger, Matthias Pannes, Rolf Pasdzierny, Prof. Dr. Hermann Rauhe, Dr. Winfried Richter, Wolfhagen Sobirey, Prof. Marianne Steffen-Wittek, Prof. Dr. Raimund Vogels, Prof. Dr. Hans Hermann Wicke

Panel 1: Musik in der Therapie und der Pflege

Panel 2: Musikvermittlung 50+

Panel 3: Generationen-übergreifendes Arbeiten

Arbeitskreis 1: Musik in der Therapie und der Pflege

Arbeitskreis 2: Musikvermittlung 50+: Senioren und Profiorchester

Arbeitskreis 3: Generationenübergreifendes Musizieren

Arbeitskreis 4: Musik im Krankenhaus

Arbeitskreis 5: Musikvermittlung 50+: Senioren und Musikschulen

Im Wappensaal des rheinland-pfälzischen Landtages standen als Referat bzw. im Workshop folgende Themen im Mittelpunkt:

Prof. Dr. Eckart Altenmüller: Taugt Musizieren als Brainjogging? – Hinweise zur Neurobiologie musikalischen Lernens im Alter.

Heidrun Harms: Mit Musik geht vieles besser – Vorschläge und Anregungen für die musikalische Gruppenarbeit mit pflegebedürftigen alten Menschen.

Insuk Lee: Elementare Musik und Bewegung mit alten Menschen

Prof. Barbara Metzger: Senioren und Kinder musizieren miteinander.

Am Ende des Kongresses wurde die Wiesbadener Erklärung verabschiedet und dem Präsidenten des Deutschen Musikrates, Martin Maria Krüger übergeben:

Wiesbadener Erklärung

Musizieren 50+ – im Alter mit Musik aktiv

Die Potentiale des demographischen Wandels und seine Probleme – wie die zunehmende Vereinsamung älterer Menschen – sind gesellschaftspolitische Herausforderungen, die dringend neuer bzw. verstärkter Lösungsansätze bedürfen. Die Musik kann dabei Chancen eröffnen, die kreativen Potentiale älterer Menschen in viel stärkerem Maße als bisher zu entfalten und in die Gesellschaft einzubringen. Mit dem Bild einer human orientierten Gesellschaft verbindet sich die Überzeugung, dass die Erfahrung mit Musik um ihrer selbst Willen als elementarer Bestandteil in jedem Lebensalter ermöglicht werden muss.

Die Möglichkeiten zum Erfahren von und zur Beschäftigung mit Musik sind für die Älteren signifikant unterentwickelt. Die Barrieren auf Bundes-, Landes- und Kommunalebene sind vorhanden, werden aber häufig nicht wahrgenommen. Dies überrascht umso mehr, als die gerontologische Forschung bereits seit einigen Jahren nachgewiesen hat, wie sehr die Musik auch prophylaktische und therapeutische Wirkungen hat und zur Wahrung von Identität beiträgt. Zudem hilft aktives Musizieren aus der Vereinsamung, indem es soziale Kontakte schafft und hilft, Verluste zu verarbeiten.

So fehlen momentan in Deutschland fast durchgängig musikalische Angebote, die sich gezielt an ältere Menschen wenden. Zudem fehlt es meistens an geeigneten Bedingungen für musikalische Betätigungen in den Alteneinrichtungen. Der Deutsche Musikrat kann – angesichts der schon heute vorhandenen Altersarmut – nicht akzeptieren, dass zukünftig breite Bevölkerungsschichten, insbesondere im dritten und vierten Lebensalter von der kulturellen Teilhabe ausgeschlossen werden. Angesichts dieser Erkenntnisse ist es ein gravierendes Versäumnis, dass die gesellschaftspolitische Debatte und die damit einhergehende Bewusstseinsbildung um die Wirkungen von Musik im Hinblick auf die Generationen 50+ bislang so gut wie gar nicht geführt wird. Der Deutsche Musikrat fordert daher alle Verantwortlichen in Bund, Ländern und Gemeinden auf, einen Masterplan „Musizieren 50+“ zu entwerfen, der die nachstehenden Eckpunkte umfassen sollte. Dabei muss die Umsetzung der Forderungen im Hinblick auf die Menschen mit Migrationshintergrund unter Berücksichtigung ihrer kulturellen Wurzeln erfolgen.

1) Der Deutsche Musikrat fordert Parlamente, Regierungen und Parteien auf, in ihren Programmen und Handlungsfeldern die Notwendigkeit kultureller Angebote für alte Menschen zu verankern.
2)     Damit sich das aktive Musizieren im höheren Lebensalter besonders wirksam entfalten kann, bedarf es einer qualifizierten und kontinuierlichen musikalischen Bildung im jüngeren Lebensalter.
3)     Die Musik muss in der Altenpflege, der sozialen Altenarbeit, der Rehabilitation und der Therapie verstärkt eingesetzt werden. Dazu bedarf es einer qualifizierten Aus- und Fortbildung in der Musikgeragogik (Musik mit alten Menschen).
4)     Die Hochschulen und Universitäten müssen die Studierenden gezielt auch für die fachspezifischen Anforderungen der Arbeit mit älteren Menschen qualifizieren. Die Fachdidaktik bedarf einer verstärkten Forschung.
5)     Die Musikvereinigungen des Laienmusizierens im weltlichen wie kirchlichen Bereich sollten verstärkt Angebote für alle Altersgruppen – Generationen übergreifend –bereitstellen, die finanziell gefördert werden müssen.
6)     Die Musikschulen müssen strukturell und finanziell in die Lage versetzt werden, Angebote für ältere Menschen bedarfsgerecht bereitstellen zu können. Dazu gehört eine Erweiterung des Angebotes, um auch bei denen die Motivation zum Musizieren zu wecken, denen bisher musikalische Erfahrungen vorenthalten wurden.
7)     Die Möglichkeiten des individuellen und gemeinsamen Musizierens in allen Wohnbereichen, somit auch in Einrichtungen für ältere Menschen und Krankenhäusern, müssen geschaffen bzw. schon bei der Bauplanung berücksichtigt werden.
8)     Die Bundesregierung ist aufgefordert, durch Pilotprojekte das Musizieren im höheren Lebensalter zu befördern. Dazu gehört auch der Dialog der Generationen, zum Beispiel durch die konzeptionelle Einbindung qualifizierter musikalischer Angebote in das Projekt der Mehrgenerationenhäuser.
9)     Der Deutsche Musikrat und die Landesmusikräte sind aufgefordert, ihre Projekte im Hinblick auf die stärkere Gewichtung Generationen übergreifender Aspekte zu überprüfen und ggf. durch die Einführung von Fördermaßnahmen für das Familienmusizieren zu modifizieren.
10) Die Landes- und Bundesakademien sind aufgefordert, im Bereich der Musikvermittlung Aus-, Fort- und Weiterbildungsangebote für das Musizieren im höheren Lebensalter und Generationen übergreifenden Musizierens zu entwickeln.
11) Die Kultureinrichtungen müssen ihre Angebote stärker auf die Bedürfnisse alter Menschen ausrichten. Hierbei soll auch dem Aspekt zunehmender Altersarmut Rechnung getragen werden.
12) Der Deutsche Musikrat ist aufgefordert, die Einrichtung eines Netzwerkes „Musik im Alter“ gemeinsam mit den musikalischen und sozialen Fachverbänden, sowie den politisch Verantwortlichen zu prüfen. Ziel des Netzwerkes muss es sein, flächendeckend älteren Menschen das eigene Musizieren und die Teilhabe am Musikleben zu ermöglichen und dafür eine bürgerschaftlich gestützte Infrastruktur zu schaffen, um sie in ihrem Lebensumfeld zu erreichen.

Wiesbaden/Mainz, 03. Juni 2007

Musik  im dritten Lebensalter

Referenten:
Prof. Dr. Andreas Kruse,
Direktor des Instituts für Gerontologie der Universität Heidelberg
Prof. Dr. Hans Hermann Wickel, Professor an der FHS Münster mit dem Schwerpunkt Musikgeragogik
Prof. Dr. Theo Hartogh
, Professor für Musik/Musikpädagogik an der Hochschule Vechta
Dr. Cornelia Wienken
, Dipl-Päd., Institut für Interdisziplinäre Gerontologie der Hochschule Vechta
Prof. Hartwig Maag
, Professor für Elemantare Musik an der Musikhochschule an der Westfälischen Wilhelms Universität Münster; Jana und Ralf Glück, Dipl. Sozialpädagogin/Lebensbegleitung und Lebensberatung in einem Altenheim, Grabenstätt/Bayern ; Lawrence Beck, Zentrum für Validation, Landesverein für Innere Mission der Pfalz; Angelika Jekic, Institut für elementare Musikpädagogik; Ute Wagner,  Alten- und Pflegeheim des Hospitalfonds Montabaur

„Die Fachtagung am Freitag war wunderbar. Sie war sehr abwechslungsreich durch theoretische und praktische Elemente mit hervorragenden Referenten. Wir konnten sehr viele Anregungen mit nach Hause nehmen und werden in den nächsten Wochen verschiedene Impulse umsetzen. Auch persönlich fühlte ich mich sehr bereichert durch die vielfältigen Vorträge und das gemeinsame Singen.“

Das war der Kommentar einer Besucherin der Tagung. Viele weitere Rückmeldungen lobten die Organisation und die Referenten. Der Landesmusikrat sieht die Tagung als Zwischenergebnis seiner Bemühungen zum Schwerpunktthema „Demografischer Wandel und Musik“ In Fortsetzung dazu ist auch der vorangehend angekündigte Kongress zu sehen.